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Spiel der Könige

Still und heimlich hat sich Brandenburg zu einer Hochburg des Polosports entwickelt. Auf insgesamt vier Anlagen in der Region betreiben bereits Dutzende Aktive das rasante Spiel hoch zu Ross. Höchste Zeit, diesen faszinierenden Sport genauer unter die Lupe zu nehmen.

Doktora hat für heute Feierabend. Zufrieden trinkt die Stute aus dem Eimer, den ihr der Pferdebetreuer bereitgestellt hat. Nur für sieben Minuten, die Länge eines „Chukkas“, wie die Spielabschnitte beim Polo genannt werden, darf ein Tier pro Turniertag zum Einsatz kommen. Das schreiben die strengen Regeln vor. Auf dem benachbarten Spielfeld geht das Match unterdessen mit frischen Pferden weiter. Während die Tiere mit bis zu 50 Stundenkilometern über den Platz galoppieren, dringt ein hektisches Sprachgewirr aus deutschen, englischen und spanischen Kommandos herüber. „Die deutsche Poloszene“, erklärt Profi-Trainer Alexander Schwarz, „wird durch ausländische Spieler und Pferdepfleger unter- stützt. Viele von ihnen kommen aus Argentinien, dem Mekka des Polos.“ Der 45-Jährige weiß, wovon er spricht. Als Vize-Europameister und WM-Teilnehmer gehört er zu den erfolgreichsten Polosportlern Deutschlands. Heute betreibt der gebürtige Rheinländer eine Poloschule und einen Poloshop, die beide auf Brandenburgs größter Anlage in Falkensee-Finkenkrug beheimatet sind. Das 100 Hektar große Areal beherbergt drei Poloplätze, eine Reithalle und Stallungen für 200 Pferde.

Vor dem „El Caballito“, dem Casino, das ebenfalls zur Anlage gehört, parkt eine Reihe schicker Sportwagen. Wer Polo deshalb gleich für ein Spiel der Schickeria hält, liegt falsch. Der raue, kämpferische Ton, mit dem sich die Reiter gegenseitig anfeuern, unterscheidet sich kaum von dem bei anderen Mannschaftssportarten. Ohne blaue Flecken geht selten ein Turniertag zu Ende. Nichtsdestotrotz ist Polo ein exklusiver Sport. Wer an Turnieren teilnehmen möchte, sollte selbst vier bis sechs Polopferde besitzen, deren Preis bei jeweils ca. 10.000 Euro liegt. Dabei handelt es sich in der Regel um Kreuzungen aus Criollos und Vollblütern, die in Argentinien rund vier Jahre lang vorbereitet werden, um die typischen Eigenschaften zu erlernen. Sie müssen nicht nur schnell beschleunigen, abbremsen und die Richtung wechseln können, sondern dürfen zudem keinen seitlichen Körperkontakt scheuen. Der Schutz der Tiere genießt beim Polo oberste Priorität. Zwei berittene Schiedsrichter pfeifen jede Aktion, bei der sich ein Pferd verletzen könnte, sofort ab.

Wer Polo selbst einmal ausprobieren möchte, kann das in Falkensee bei Alexander Schwarz bereits für 90 Euro pro Stunde tun www.poloschuleberlin.de. Dabei werden Pferd und Ausrüstung gestellt. Reitkenntnisse sind dabei von Vorteil, aber keineswegs Bedingung. Auch wenn der Weg bis zum gestandenen Polospieler sehr weit ist, verspricht der Trainer auch Anfängern einen sensationellen Effekt: „Sie werden sich wie ein König fühlen.“

 

Dieser Text erschien in "Sanssouci", dem Kundenmagazin der MBS (Mittelbrandenburgische Sparkasse)

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