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Die Ideenfabrik

Kundenindividuelle Lösungen? Bieten doch alle. Aber dabei nachweislich kreativ, schnell, zuverlässig, integriert und wirtschaftlich? Das klingt, als wäre es nicht von dieser Welt. Ist es aber: In einem Netzwerk aus sechs Systemhäusern in Deutschland, China und den USA arbeiten Bürkert-Experten gemeinsam mit ihren Kunden an maßgeschneiderten Lösungen – wie in einer eigenen Welt.

Stefan Müller kennt das: Jeder Gast, dem er die Tür des Bürkert-Systemhauses in Ingelfingen-Criesbach öffnet, senkt zunächst einmal die Stimme. Die ruhige und konzentrierte Atmosphäre in der großen Glashalle macht Eindruck. Lärmende Maschinen sucht man zunächst vergebens. Stattdessen sitzen hier Expertenteams aus den unterschiedlichsten Fachgebieten zusammen, die eher in ein Architekturbüro oder eine Forschungsabteilung zu passen scheinen. „Um das Systemhauskonzept begreifen zu können, darf man nicht nur der Frage nachgehen, was wir hier machen“, sagt Müller, der das Systemhaus in Ingelfingen seit drei Jahren leitet, „sondern wie wir hier arbeiten“. Er lädt uns zu einem Rundgang ein. „Der gesamte Prozess, von der Entwicklung über das Testlabor bis zur Produktion, lässt sich bei uns innerhalb von ein paar Minuten ablaufen.“

Individuelle Lösungen haben die Ingenieure an den verschiedenen Bürkert-Standorten schon immer geliefert. Dafür wurden eigene Komponenten mit Engineering-Leistungen kombiniert. Vor zehn Jahren wurde die strategische Entscheidung getroffen, die Entwicklung solcher kundenspezifischer Systeme von der Standardentwicklung zu trennen. „Wenn Sie kundenindividuelle Lösungen auf höchstem kreativen Niveau zu möglichst wirtschaftlichen Konditionen produzieren wollen, brauchen Sie einen Ort, an dem Sie von der ersten Idee bis zur Fertigung interdisziplinär und technologisch autonom arbeiten können“, erklärt Müller. „Der gesamte Prozess von der Entwicklung über das Testlabor bis zur Produktion lässt sich hier innerhalb von ein paar Minuten ablaufen“.

Von der Beratung über die Kalkulation, Systementwicklung, Prototypenmontage und Simulation bis hin zur Werkzeugfertigung und Prozessqualifizierung findet deshalb alles unter einem Dach statt. Selbst für die komplexesten Fertigungsprozesse schneidern die Bürkert-Profis zuverlässige Lösungen auf Maß. „Wir integrieren unsere Komponenten, die wir so gut kennen wie sonst keiner, in individualisierte Systeme – budgettreu und genau nach den Vorstellungen unserer Kunden“, bringt es Stefan Müller auf den Punkt. Dabei ist es ganz gleich, ob es dabei um Wasserspender, Dialyseapparate, das Tintenmanagement in Drucksystemen oder um Lösungen für die Abgasbehandlung geht. Gerade die Beschäftigung mit ganz unterschiedlichen Anwendungsbereichen fördert den Wissenstransfer und die Originalität der technischen Lösungen.

Bürkerts Fertigungstiefe geht weit über das hinaus, was Ventilhersteller normalerweise bieten können: Schweißtechnik, Kunststoffspritztechnik, Zerspanungstechnik,Schaltschrankbau oder das Wickeln von Spulen – in mindestens einem der Systemhäuser sind die Kompetenzen dafür vorhanden."Auch an der Schnittstelle zwischen Prototypen- und Werkzeugbau für die Serienfertigung können wir völlig autonom arbeiten,“ sagt Müller. Was er damit meint, sehen wir an der nächsten Station unseres Rundgangs. Der Bereich ist hell und offen. „Hier sehen Sie, wie sich die Kunststoffartikelkonstruktion nahtlos an die Werkzeugkonstruktion und den Fertigungsprozess der Kunststoffspritzwerkzeuge anschließt. Und hier kommt unsere interdisziplinäre Zusammenarbeit von Entwicklungsingenieuren und Produktionsexperten besonders gut zum Tragen, weil wir so unnötige Informationsverluste vermeiden und wertvolle Zeit sparen.“

Müller räumt ein, dass der Mehrwert, der in den Systemhäusern steckt, selbst im eigenen Unternehmen noch nicht immer vollständig gesehen und erkannt wird. „Es gibt Außendienst-Mitarbeiter, die nach einem Workshop bei uns zugeben mussten, anspruchsvolle Kundenprojekte mitunter abgelehnt zu haben. Ihnen war einfach nicht bewusst, dass wir in der Lage gewesen wären, diese Anfrage gemeinsam zu stemmen.“ Inzwischen wird bei Bürkert großer Wert darauf gelegt, dass die Mitarbeiter genau verstehen, in welchem Maße der Kunden von den Mehrwerten profitieren kann. Allein der Aspekt, dass sie für das Projekt nicht mit unterschiedlichen Sublieferanten arbeiten müssen, sorgt für erhebliche Zeitersparnis „Kundenspezifisch zu agieren, heißt nicht nur, die Produkte individualisiert zu entwickeln, sondern auch die dazugehörigen Produktions- und Logistikprozesse abzudecken.“

Für die System-Kunden ist Bürkert nicht nur Fluidik-Entwickler, sondern zugleich Zerspaner, Werkzeugbauer, Hard- und Softwareentwickler und vieles mehr. Zusätzlich kümmert sich das Unternehmen um die weltweite Zulassung. „Kundenspezifisch zu agieren, heißt nicht nur, die Produkte individualisiert zu entwickeln, sondern auch die dazugehörigen Produktions- und Logistikprozesse abzudecken“, sagt Müller und ergänzt, dass dies immer ein Spagat zwischen Effizienz und Flexibilität sei. „Wichtig ist, dass die Kunden bei der Entscheidung, ob sie mit unseren Systemhausteams zusammenarbeiten möchten, die Gesamtkosten betrachten. Dazu gehören neben dem Einkauf der Teile auch interne Montagekosten, Material- und Verwaltungskosten sowie Kapazitäten etwa für die Produktbetreuung, den Service oder die Lagerhaltung.“ Müller erzählt von einem Kunden, der sich darüber beklagt hatte, dass er auf eine, sich aufgrund veränderter Systemparameter benötigte neue Ventilversion vier Wochen warten sollte. Erst als er erklärt bekam, dass ganz individuell für seine Anwendung eine neue Spule gewickelt, umpresst und prototypenmäßig hergestellt wird, fiel ihm auf, welchen Mehrwert er eigentlich bekommt.

Häufig ist eine Kundenanfrage der Ausgangspunkt für eine so genannte System-Plattform. Plattformentwicklungen sind z.B. dann interessant, wenn Kundenprobleme in unterschiedlichsten Branchen und Applikationen mit dem gleichen physikalischen Grundprinzip gelöst werden können. „Ob ich Sauerstoff in eine Fischzucht einleite oder im Brauprozess die Würze belüfte – technologisch ist das im Prinzip dasselbe. Es wird Gas in eine Flüssigkeit dosiert“, sagt Stefan Müller. „Oder wenn es in einem Prozess darum geht, unabhängig von Temperatur und Dichte, immer wieder das gleiche Volumen eines Stoffes zur Verfügung zu stellen. Das haben wir bei der Herstellung von Impfstoffen für die Veterinärmedizin genauso wie bei der Verpackung von feuchten Reinigungstüchern oder bei Abfüllprozessen in der Lebensmittelbranche“, erklärt der gebürtige Schwabe. „Auf der Basis solcher Überlegungen entwickeln wir dann nicht nur kundenspezifische Lösungen, sondern grundlegende Produkt- und Technologieplattformen, die wir den jeweiligen Kundenanforderungen branchenspezifisch anpassen. Durch den Synergieeffekt müssen wir nicht jedes Mal bei Null anfangen. Der Kunde hat deutlich kürzere Time-to-Market-Zeiten und dementsprechend geringere Kosten. Ungefähr ein Drittel der Projektaufträge basieren bereits auf solchen Plattformen.“

„Mit unseren Plattformlösungen müssen wir nicht jedes Mal bei Null anfangen. Der Kunde hat deutlich kürzere Time-to-Market-Zeiten und dementsprechend geringere Kosten.“Die Projektteams bestehend aus Projektmanagern, Ingenieuren, Branchenspezialisten und Verkaufsberatern werden je nach Aufgabenstellung zusammengesetzt. Dadurch arbeiten die Kollegen in ständig wechselnden Konstellationen. „Da bleibt das Denken frisch“, sagt Stefan Müller. „Bereits bei der Lösungsfindung werden Applikationsteams einbezogen, die über die entsprechende Branchen- und Applikationskenntnisse verfügen und die Bedürfnisse des Kunden im Detail verstehen“, erklärt er. Gemeinsam mit den Kunden definieren die Teams dann die jeweiligen Anforderungen und erarbeiten eine praktikable und zuverlässige Lösung.

Dennoch ist es für die Bürkert-Experten wichtig, dass die Kunden die Systemhäuser nicht als einzelne Anbieter, sondern als internationales Engineering-Netzwerk verstehen. „Es ist nicht einfach, aus Deutschland für den chinesischen Markt zu entwickeln. Die jeweils wirtschaftlichen, rechtlichen und technischen Besonderheiten müssen in jeder Phase der Entwicklung Beachtung finden. Das ist eine große Herausforderung, der wir uns im Netzwerk jeden Tag stellen.“ Deshalb ist Bürkert immer sehr nah am Markt, lernt vor Ort die genauen Anforderungen verstehen und übersetzt sie schließlich in eine international verständliche technische Sprache. Auf der Basis von einheitlichen Modellen, technischen Daten und Zeichnungen können die Lösungen dann standortübergreifend entwickelt und in den Werken produziert werden. Jeder Standort bringt dabei seine Kernkompetenzen zur optimalen Erfüllung der Kundenbedürfnisse ein. Das Bürkert-Logistikzentrum liefert die Lösung schließlich punktgenau zum Kunden.

Zum Ende des Rundgangs zeigt uns Stefan Müller den Fertigungs- und Produktionsbereich. Hier geht es tatsächlich etwas lauter zu. Die Maschinengeräusche verhindern eine entspannte Unterhaltung. Dennoch hat auch diese Abteilung auf den ersten Blick nur wenig mit einer klassischen Fertigungslinie zu tun. „Aufgrund der ständig wechselnden Komponenten, haben wir ein extrem flexibles Fertigungsdesign für minimale Umrüstzeiten. Spätestens hier versteht der Kunde, wie die Entwicklungs-, Werkstoff- und Fertigungskompetenzen ineinandergreifen“, sagt Müller stolz, als hätte er sein „quod erat demonstrandum“ unter einen mathematischen Beweis gesetzt. Er weiß, dass die meisten Besucher seiner Führungen an dieser Stelle zustimmend nicken. Wir tun dasselbe und ziehen das Fazit: Eine Reise in die Welt der Bürkert-Systemhäuser ist in jedem Fall zu empfehlen.

Dieser Text erschien im Rahmen des Kunden-Magazins von Bürkert.

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