Spiel, Satz, Wort

Die geheimen Botschaften der Wörter – Teil 4: Speisen

Ende der sechziger Jahre kamen Gerüchte auf, dass Beatles-Songs versteckte Botschaften enthielten, die nur entschlüsseln konnte, wer die Platten rückwärts ablaufen ließ. Auch in Firmenlogos, in Gemälden der flämischen Malerei des frühen 15. Jahrhunderts oder in den peruanischen Nazca-Linien werden immer wieder geheime Mitteilungen vermutet. Alles Blödsinn! Es ist viel einfacher. Die Botschaften stecken in den Wörtern selbst. Man muss nur die Buchstaben in eine andere Reihenfolge bringen.

Eine wahre Fundgrube dürfte diese Technik für all jene sein, die gerne genau darüber Bescheid wissen, was denn tatsächlich so in ihren Lebensmitteln steckt.

Hätten Sie gedacht, dass sich in einem ganz normalen Streuselkuchen „Kutschers Eulen“ verbergen? Gefluegelsalat ist nichts anderes als „Feste Gaulgalle“. Frikadellen entpuppen sich in Wirklichkeit als „Flinke Adler“ und bei einem Schweinesteak haben Sie die Wahl zwischen „Asketenwichse“ und einer „Kiste Schwaene“. Auch die „gebratenen Tauben“, die bekanntlich im Schlaraffenland umher fliegen, erzeugen bei näherem Hinschauen eine Überraschung. Sind sind eigentlich „beraubte Agenten“. Die wichtigste Zutat für ein Kaeseomelette sind offenbar „Tote Seekamele“ und in „Leipziger Allerlei“ steckt ein „Illegaler Eierpilz“. Falls Sie jetzt denken, Vegetarier sind besser dran – weit gefehlt: Waldmeister ist nichts anderes als eine „Warme Diestel“, Meerrettichsalat ist „echt Restmaterial“ und Artischocken sind auch als „Crack Hostien“ bekannt.

Nicht jedes Nahrungsmittel gibt mit seinem Namen gleich seine Bestandteile preis. Manches verrät dafür aber die mit seiner Aufnahme verbundene Wirkung. Während der Hirschbraten „Stirb nachher“ oder die Dinkelbrote „Klotreibend“ dies ganz unverschlüsselt tun, versuchen der Brathering „Ergibt Harn“ oder die Buttermilch „Bruchmittel“ ihr wahres Wesen ein wenig zu vertuschen. Vielsagende Andeutungen stecken im Eierkuchen „Neue Kirche“ und in Gebratener Zander „Tanzabenderreger“. Eine versteckte Andeutung, die in der Literaturwelt für Furore sorgen dürfte, macht der Schmorbraten. In ihm findet sich nichts weniger als „Brechts Roman“. Darauf bestell ich mir doch gleich einen Triebmagnet ääääh Magenbitter zu meinem „Arschgeige sulzend“ (Szegediner Gulasch).

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