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Der Star ist die Stadt

Als in der Nacht des 22. Februar 2015 in Los Angeles die begehrten Oscars verliehen wurden, knallten in Görlitz die Sektkorken. Die Auszeichnung in der Kategorie „Bestes Szenenbild“ für Wes Andersons zu großen Teilen in der Neißestadt gedrehten Film „The Grand Budapest Hotel“ war zugleich eine Verneigung vor der wunderbaren Görlitzer Kulisse.

Vier Monate lang hatte die Filmcrew aus Hollywood während der Dreharbeiten in Görlitz logiert. Ein Dutzend Weltstars wie Edward Norton, Adrien Brody oder Tilda Swinton genossen während dieser Zeit nicht nur die perfekten Arbeitsbedingungen, sondern auch den unaufgeregten Umgang der Görlitzer mit den Prominenten: Weder, wenn sich Bill Murray im Senfladen eine Wurst holte noch als Jeff Goldblum im Biomarkt einkaufen ging oder Jude Law an der Neiße entlangjoggte. Kam es zu Menschenaufläufen.

Die Unaufgeregtheit der Görlitzer in Sachen Film hat vermutlich damit zu tun, dass Dreharbeiten hier schon seit mehr als 60 Jahren beinahe zum Alltag gehören. Martin Hellbergs „Der Ochse von Kulm“ machte 1954 den Anfang. Seitdem sind in Görlitz mehr als 100 Filmproduktionen und zahlreiche Werbespots entstanden. Dass die Stadt sich dabei fast nie selbst spielte, hat noch niemanden gestört. Schließlich liest sich die Liste

der „gedoubelten“ Städte wie die Stationen einer erlebnisreichen Europareise: Paris, Straßburg, Venedig, Heidelberg, Dresden, München … Sogar die Hafenanlagen von New York durfte Görlitz schon darstellen, als Jackie Chan im Sommer 2003 mit seiner Produktion „In 80 Tagen um die Welt“ erstmals Hollywoodflair in die Stadt brachte. 2008 folgte „Der Vorleser“, für den Kate Winslet einen Oscar erhielt. Im selben Jahr

inszenierte Quentin Tarantino Kriegsszenen für „Inglourious Basterds“ in Görlitz. Für Brian Percivals „Die Bücherdiebin“ wurden 2013 sogar alle Anwohner des Untermarkts gebeten, in der Nacht des Drehs nicht in ihren Wohnungen zu sein. Kein Problem – denn viele Görlitzer sind filmbegeistert und wirken mitunter gern als Komparsen mit. 2016 drehte Oscarpreisträger Florian Henckel von Donnersmarck in der Neißestadt Szenen für seinen Film „Werk ohne Autor“. 

(Auszug aus der Imagebroschüre „Görlitz – Eine Stadt mit tausend Geheimnissen“)

 

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